Das Attentat Herschel Grynszpans auf den Legationssekretär der Deutschen Botschaft in Paris Ernst vom Rath hatte sich am Vormittag des 07.11.1938 ereignet. Bald schon sammelten sich Gruppen in der Innenstadt von Kassel, um gegen die jüdische Bevölkerung der Stadt zu demonstrieren: Ein Mob von hunderten Zuschauern und Akteuren zerstörte auf seinem Weg durch die Stadt zahlreiche jüdische Geschäfte und Einrichtungen. In den Abendstunden dieses 7. Novembers versammelten sich schließlich ungefähr 30 Personen in der Nähe der Synagoge, drangen in diese ein, schleppten Gebetsrollen, andere Kultusgegenstände, Vorhänge und Teile des Gestühls auf den Vorplatz vor dem Gebäude und zündeten alles an. Keine Woche nach den Pogromen verkündete die Kasseler NS-Zeitung den Abriss der Synagoge, um den „jüdischen Schandfleck in der Unteren Königstraße für alle Zeiten auszulöschen.“ An der Stelle, wo einst die Synagoge stand, erinnert heute nur noch eine Gedenktafel an die furchtbaren Ereignisse im Herbst 1938.
Fast auf den Tag genau 83 Jahre später besuchten die Lernenden der Klasse 11 der Maurer- und Betonbauer, zusammen mit ihrem Lehrer Heiko Führer, diesen historisch bedeutsamen Ort. Im Religionsunterricht hatten die Schüler zuvor ausführlich über die Vor- und Nachteile der Erinnerungskultur, gegen das Vergessen und die Gefahr einer Wiederholung von negativen Geschehnissen debattiert; hierbei entstand auch die Idee zu dieser Exkursion.
An der Gedenkstätte angekommen herrschte unter den Anwesenden Schweigen. So lassen wir stattdessen Worte aus der Bibel (Joel 1,2-3) sprechen, welche auch an der Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem zu lesen sind:
„Hört her, ihr Älteren horcht auf, alle Leute im Land! Kam so etwas bei euch schon einmal vor? Haben eure Vorfahren je so etwas erlebt? Erzählt euren Kindern davon, damit sie es ihren Kindern weitergeben und diese es der nächsten Generation.“
(Bilder: Eberth, Führer; Text: Gürich)