Ein Stolperstein steht meist für das Gedenken an ein oder mehrere Opfer des Nationalsozialismus. Soll jedoch an eine große Gruppe von Opfern erinnert werden, reicht ein einzelner Stein oft nicht mehr aus – hier kann nur eine Stolperschwelle ein angemessenes Zeichen gegen das Vergessen setzen.

So auch am 06.09.2024, als im Rahmen einer feierlichen Zeremonie von dem Künstler Gunter Demnig eine Stolperschwelle an der Kreuzung Schillerstraße – Erzbergerstraße verlegt wurde: Im Beisein zahlreicher Gäste, sowie Schülerinnen und Schülern der Arnold-Bode-Schule (und unter tatkräftiger Mithilfe der Lernenden aus dem Bereich Straßenbau), wurde das Bodendenkmal an seinem Bestimmungsort in den Bürgersteig eingelassen.

Diese Schwelle erinnert an die drei Jahrestage der Deportation von Kasseler Jüdinnen und Juden, welche von hier aus ihren letzten Weg zum Kasseler Hauptbahnhof antraten; von Gleis 13 fuhr damals der Zug, welcher die Menschen nach Riga, Sobibor und Theresienstadt brachte.

Auf der Stolperschwelle aus Messing steht zu lesen:

AUF DIESEM WEG

MEHR ALS 2280 JÜDINNEN UND JUDEN AUS DEM REGIERUNGSBEZIRK KASSEL WERDEN ZUM HAUPTBAHNHOF GETRIEBEN UND DEPORTIERT: 9. DEZEMBER 1941 – RIGA —- 1.JUNI 1942 MAJDANEK / SOBIBOR —- 7.SEPTEMBER 1942 THERESIENSTADT

NUR WENIGE ÜBERLEBTEN

Nach der bewegenden Zeremonie fand vor dem Pavillon im Hof der Arnold-Bode-Schule ein gemeinsamer Abschluss statt. In diesem Rahmen begrüßte Norbert Sprafke vom Verein Stolpersteine e.V. die Anwesenden, Klaus Brocke erläuterte den historischen Kontext, Künstler Klaus Demnig sprach über sein ambitioniertes Stolpersteine-Projekt, und Schulleiter Udo Hauser betonte erneut die Verantwortung der Schule, auf deren Gelände sich einst die Sammelstelle der Deportierten befand.

So bleibt am Ende nur noch der Wunsch, dass viele Köpfe und Herzen über diese neue Schwelle stolpern mögen, so dass das Vergangene nie in Vergessenheit gerät.

(Bilder: Führer, Gürich / Video: Vargas / Text: Gürich)