Auszubildende Veronika Müller aus Kassel schließt als Innungsbeste Hessens Ihre Gesellenprüfung ab
Am Ende einer dreijährigen Ausbildung steht – nach bestandener Prüfung – der Gesellenbrief, ausgestellt von der Fotografen-Innung Hessen-Rheinhessen. Der Gesellenbrief ist ein erstes wichtiges berufliches Dokument, er ist das Fundament, auf dem sich eine berufliche Karriere aufbauen lässt. Wenngleich – und das wurde bei der Freisprechungsfeier im großzügigen und repräsentativen Foyer der Leica Camera AG im Wetzlarer Leitzpark deutlich. Nicht alle der 26 jungen Gesellinnen und Gesellen des Fotografenhandwerks werden in den erlernten Beruf einsteigen, sondern sogleich und sofort zu weiteren Ufern aufbrechen. Den schulischen Teil der dualen Ausbildung für das Fotografenhandwerk absolvierten die Junggesellinnen und -gesellen in der Arnold-Bode-Schule in Kassel und der Gutenberg-Schule in Frankfurt.
Es sei, so Innungsobermeister Richard Stephan (Gießen), wohl auch dem besonderen Ort der Freisprechungsfeier geschuldet, dass alle 20 Gesellinnen und Gesellen der Sommerprüfung 2018, die sowohl in Kassel als auch in Frankfurt stattfand, zur Gesellenbrief-Übergabe in die Räume der Leica Camera AG nach Wetzlar gekommen waren. Diese 100-Prozent-Quote ist durchaus ungewöhnlich. Hinzu kamen noch vier von sechs Teilnehmerinnen der Winterprüfung 2017/18. Als Fotograf die Leica-Welt in Wetzlar näher und genauer kennenlernen und auf Udo Zell, den Leiter der dortigen Leica-Akademie, hören zu dürfen, dass darf man sich natürlich nicht entgehen lassen.
Udo Zell ergriff vor dem Berufsnachwuchs, der mit seinem „Anhang“ – Eltern, Ausbildern, Geschwistern, Freunden – den Raum füllte, nochmals das Wort, um die Junggesellinnen und Junggesellen auf ihre Zukunft einzustimmen und zu motivieren. Diese Zukunft sei – ganz profan, aber unendlich wichtig – von Weiterbildung geprägt. Deren Art und Umfang müsse jeder für sich definieren, müsse das tun, was die individuelle „innere Stärke und Authentizität vorgibt“. Den jungen Fotografen empfahl Zell, eine eigene Bildsprache, eine eigene „Kultur des Bildes“ zu entwickeln und dabei die eigene Arbeit als ein hohes Gut wertzuschätzen. „Zeigen Sie sich. Kreieren, formulieren, inszenieren, definieren Sie Fotografieren und Fotografien. Das ist Ihr Handwerk. „Auslösen könne heute jeder, fotografieren noch lange nicht. Bei der Kunst des Fotografierens gehe es immer „um den Moment“ und um das „Einfrieren des Zeitgeistes im Bild“.
Klaus Repp, Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden, und Walter Kwartnik, Gießener Kreishandwerksmeister, ergänzten Zells Gedanken zum akademischen Fotografieren um die handwerkliche Komponente. Kwartnik wies auf die „Möglichkeiten der heutigen Ingenieurskunst“ – besonders hautnah erlebbar in den Räumen der Leica Camera AG – hin. Diese machten deutlich, dass die Entwicklungen auf dem Berufsfeld Fotografie noch nicht am Ende angelangt seien. Er ermunterte, den Nachwuchs, den Meistertitel anzustreben. Den guten Fotografen, so Repp, zeichne nicht nur der Blick für die außergewöhnliche Perspektive aus, sondern auch sein technisches Verständnis für sein kompliziertes Handwerkszeug. Insofern stecke auch in der Kunst des Fotografierens letztlich viel Handwerk.
Die Freisprechungsfeier der Fotografen hat am 16.08.18 bei Leica in Wetzlar stattgefunden. Die Auszubildenden Veronika Müller (Bildmitte) hat als Innungsbeste Hessens ihre Gesellenprüfung abgelegt.
(Fotos: Fr. Gröger von Creart, Fulda)